Leptospirose
Zusammenfassung
Die Leptospirose ist eine weltweit vorkommende bakterielle Zoonose (von Tier auf Mensch übertragbar), die durch spiralige Bakterien (Spirochäten) der Gattung Leptospira verursacht wird. Es sind derzeit über 20 verschiedene Leptospiren-Arten beschrieben. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich über Urin, der von chronisch infizierten Tieren (Nagetiere, Hunde, Katzen,…) ausgeschieden wird. Eine Ansteckung erfolgt über Kontakt mit Schleimhäuten (Lidbindehäute, Mundschleimhaut) oder über oberflächliche Hautverletzungen. Eine Saisonalität (Sommermonate) ist beschrieben, sowie ein erhöhter Anstieg an Infektionen nach Überschwemmungen oder vermehrten Regenperioden.
Ursache
Chronisch infizierte Tiere bilden ein Erregerreservoir, da sie Leptospiren in ihren Nierentubuli tragen und über den Urin ausscheiden können. Kleine Nagetiere (Ratten, Feldmäuse,…) stellen hierbei die wichtigste Infektionsquelle dar, Hunde und Katzen (gelegentlich auch Menschen) können jedoch ebenfalls als Erregerreservoir dienen. Die Ansteckung erfolgt entweder direkt über Kontakt von Schleimhäuten oder Hautverletzungen mit infiziertem Urin oder kontaminierter Erde und Wasser. Im Gegensatz zu den chronisch infizierten Tieren zeigen Tiere/Menschen, die sich zufällig mit Leptospiren infizieren, einen teilweise akut und schweren bis tödlichen Verlauf der Erkrankung. Die Leptospirose ist eine saisonale Erkrankung, die ihren Höhepunkt in den warmen Sommermonaten zeigt. Nähe zu Gewässern stellt zusätzlich ein erhöhtes Risiko dar.
Pathogenese
Nachdem sich das Tier angesteckt hat, kommt es zu einer Streuung über den Blutkreislauf und zu einer systemischen Infektion. Da die Antigene, die auf der Oberfläche der Bakterien sitzen, ein niedriges endotoxisches Potenzial haben, ist die Gefahr einer Blutvergiftung (Sepsis) niedrig. In der Anfangsphase können Leptospiren einer ersten Immunantwort ausweichen. Die Bakteriämie (Anwesenheit von Bakterien in der Blutbahn) bleibt bis zur verspäteten Immunantwort des Tieres bestehen, welche die Bakterien dann aus dem Blut sowie den meisten Geweben erfolgreich entfernen kann. In den Augen sowie den Nierenkanälchen (Nierentubuli) können Leptospiren jedoch dem Immunsystem ausweichen und persistieren. Die Leptospirose ist eine multisystemische Erkrankung, die eine Vielzahl an Organsystemen und Gewebe betreffen kann.
Symptome
Die klinischen Anzeichen einer Leptospirose sind unspezifisch und am ehesten mit der akuten Nieren- und Leberschädigung in Verbindung zu bringen. Zu den häufigsten Symptomen zählen Anorexie, Erbrechen, Lethargie, schmerzhaftes Abdomen, Durchfall, Gelbsucht (Ikterus), Fieber,.. Bei einer Nierenschädigung zeigen betroffene Tiere oft vermehrtes Trinken und vermehrtes Pinkeln (Polydypsie, Polyurie), es kann jedoch auch in manchen Fällen (ca. 30%) zu einer reduzierten bzw. ausbleibende Urinproduktion (Oligurie/Anurie) kommen. Am häufigsten treten Symptome aufgrund der Nierenschädigung (ca. 99.6%), gefolgt von Lungen- (ca. 76.7%) und Lebererkrankung (26%) auf. Kardiale Symptome (Herzarrhythmien) sowie Komplikationen der Augen und Haut können ebenfalls auftreten.
Diagnose
Der Goldstandard zum Nachweis einer Leptospirose ist die Mikroagglutinationsreaktion (MAR, englisch MAT). Damit können im Patientenserum Antikörper nachgewiesen werden. Dieser Test muss jedoch kritisch interpretiert werden, da Tiere in der akuten Phase noch keine Antikörper gebildet haben. Zusätzlich können Hunde nach Impfungen hohe Antikörper-Titer haben, welche ein falsch positives Ergebnis verursachen können.
Als in-house Testverfahren verfügen viele veterinärmedizinische Einrichtungen über Elisa-Schnelltests, wie zB. den IDEXX SNAP-Lepto®. Auch bei diesen Schnelltests können aufgrund von noch nicht gebildeten Antikörpern bzw. aufgrund von Impfungen Ergebnisse verfälscht werden.
Der direkte DNA-Nachweis (PCR) aus Blut und Urin kann als zusätzliches Testverfahren herangezogen werden.
Eine Wiederholung des MAR bzw. die Kombination mit anderen Testverfahren ist je nach Fragestellung indiziert.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach dem Ausmaß der Erkrankungen. Nach erfolgter Diagnosestellung bzw. bei hohem Verdacht sollte initial eine symptomatische Therapie (Infusionstherapie, Antiemese, forcierte Fütterung,…) sowie eine antimikrobielle Therapie (Doxycyclin 5mg/kg oral 2x täglich) gestartet werden. Ein stationärer Aufenthalt und eine intensivmedizinische Betreuung sind in den meisten Fällen notwendig!
Prophylaxe
Eine Impfung mittels inaktiver Leptospira-Stämme stellt die beste präventive Maßnahme dar. Besonders in Regionen mit Nähe zu Gewässern ist ein guter Impfschutz wichtig.
Quellen
- Ettinger, Feldman, Cote (8.Ausgabe): Textbook of veterinary internal medicine