Dr. Thomas Wiebogen-Wessely

Innere Medizin, Onkologie

Babesiose beim Hund

Zusammenfassung

Die Babesiose, umganssprachlich auch „Hundemalaria“ genannt, ist eine durch Zecken übertragbare, parasitäre Erkrankungen beim Hund, welche zur Zerstörung der roten Blutkörperchen (Hämolyse) und in Folge zur Blutarmut (Anämie) führt. Unbehandelt kann diese Erkrankung tödlich enden.

Übertragung

Die Babesiose wird durch die Protozoengattung Babesia hervorgerufen. Übertragen werden Babesien von der Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) und der braunen Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus), welche weltweit vorwiegend in warmen Klimazonen, aber mittlerweile auch vermehrt in Österreich und Deutschland vorkommen. Die Zecke dient hierbei als Zwischenwirt. Das bedeutet, dass die Babesien über den Speichel der Zecke bei einem Zeckenstich in das Blut des Wirtes (Hund) gelangen. Die Parasiten dringen dann in die roten Blutkörperchen des Hundes ein, wo sie sich vermehren. Diese Vermehrung führt schließlich zur Zerstörung der roten Blutkörperchen.

 

Auwaldzecke und braune Hundezecke

Symptome

Die ersten Symptome der Babesiose treten meist innerhalb von zwei Wochen nach dem Zeckenbiss auf. Dazu zählen ein gestörtes Allgemeinverhalten, Fieber, gefolgt von Fressunlust, Gewichtsverlust und Mattigkeit. In weiterer Folge können sich blasse Schleimhäute (Folge der Blutarmut) und eine Gelbsucht (Ikterus) entwickeln. Es kann auch zur Ausscheidung von Blutfarbstoff mit dem Harn (Hämoglobinurie) kommen. Der Harn verfärbt sich hier charakteristisch dunkelrot bist kaffeebraun. Unbehandelt endet die akute Form der Babesiose häufig tödlich.

Links Harn eines Hundes mit Babesiose, rechts normal

Diagnose

Erste Hinweise auf eine Babesiose geben Vorbericht und Klinik des Patienten. Hat der Tierarzt den Verdacht sollten Blutuntersuchungen durchgeführt werden. Hierbei zeigt sich oft ein niedriger Hämatokrit (Anteil an roten Blutkörperchen) oder auch eine erniedrigte Anzahl an Blutplättchen. Ein definitiver direkter Erregernachweis erfolgt durch Anfertigen eines so genannten Blutausstriches. Hierbei wird ein Tropfen Blut auf einen Objektträger ausgestrichen, gefärbt und unter dem Mikroskop betrachtet. Die Babesien zeigen sich als birnenförmige Gebilde inmitten der roten Blutkörperchen.

Diese Untersuchungen können in der Tierklinik St. Pölten im Haus durchgeführt werden, dadurch kann meist in sehr kurzer Zeit die Diagnose gestellt und die Therapie begonnen werden.

Manchmal gelingt der direkte Erregernachweis jedoch nicht und es muss zur Diagnosesicherung Blut in ein externes Labor geschickt werden, welches in der Lage ist auch Fragmente und Erbgut der Parasiten im Blut aufzuspüren.

Babesia canis unter dem Mikroskop

Therapie

Nach initialer Stabilisierung des Patienten kann mit der zielgerichteten Therapie begonnen werden. Behandelt wird die Babesiose mit einem nur für Tiere zugelassenen und gegen Babesien wirksamen Medikament mit dem Wirkstoff Imidocarp. Dieses wird dem Patienten in der Regel 2 mal im Abstand von 2 Wochen unter die Haut gespritzt. Durch das Medikament sterben die Parasiten ab und der Patient kann sich vollständig erholen. Je nachdem, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist, kann bei hochgradiger Anämie auch eine Bluttransfusion erforderlich sein. Hierfür haben wir eine eigene Blutspenderkartei mit einer Großzahl an registrierten Spendertieren. Die Prognose bei Früherkennung und richtiger Therapie ist gut und nach erfolgreicher Behandlung können die Patienten in der Regel innerhalb weniger Tage als geheilt entlassen werden.

Prophylaxe

Wie kann man nun als Tierbesitzer einer Übertragung von Babesien vorbeugen und das Risiko der Erkrankung verringern?

Da die Erreger nicht unmittelbar nach dem Zeckenbiss übertragen werden, sondern etwas zeitversetzt über den Speichel der Zecke, ist das frühe Abtöten der Zecken von größter Wichtigkeit in der Verhinderung von durch Zecken übertragene Erkrankungen.

Durch aufgebrachte Duftstoffe oder das manuelle Absuchen des Fells kann ein Zeckenbiss leider nicht ausreichend verhindert werden.

Den einzig wirksamen Schutz bieten beim Tierarzt erhältliche Präparate mit zeckenabtötender Wirkung. Diese können in Form von Spot-on Präparaten oder Halsbändern äußerlich angewendet werden oder in Form von Tabletten geschluckt werden.

Sicher in der Anwendung und bei korrekter Anwendung risikolos bieten diese Präparate Schutz vor Babesiose aber auch vor anderen durch Zecken auf Hunde übertragbare Erkrankungen wie zum Beispiel:  Borreliose, Ehrlichiose, Hepatozoonose oder FSME. (Hier mehr dazu: „Durch Zecken übertragbare Erkrankungen„)

Quellen

  • Hinney, M. Leschnik (2015): „Reiseparasitosen der Hunde und Katzen“, Institut für Parasitologie und Klinik für Kleintiere der Veterinärmedizinischen Universität Wien
  • Yin SA, Nolte I (2007): Praxisleitfaden Hund und Katze, Schlütersche, 2.Auflage (S. 371-373)
  • Bild „Auwaldzecke“: https://www.zecken.de/de/wie-viele-zeckenarten-gibt-es
  • Bild „braune Hundezecke“: https://de.wikipedia.org/wiki/Braune_Hundezecke
  • Bild „Babesien Mikroskop“: https://www.bsava.com//Veterinary-resources/Scientific-information/Babesia-canis